Viele Patienten behandelte das Puppendoktor-Team Günter und Ute Geier (rechts). Andreas und Sven Fitterer sowie Bürgermeister Daniel Retsch begrüßten das Ambulanz-Team in Weisenbach.
Puppendoktor schlägt Praxis in Weisenbacher Gemeindehalle auf
Quelle: Pressebericht der BNN vom 17.02.2020. Vielen Dank an Reporterin Sigrid Preuss-Fieting.
Es gibt ihn noch, den Facharzt für kleine starre Patienten, die ein Bein verloren haben, denen der Kopf baumelt, die Arme gebrochen sind oder denen sogar ein neues Auge eingesetzt werden muss. Die Rede ist von Günter Geier, Puppen- und Bärendoktor aus Leidenschaft, wohl auch der Letzte seiner Art. Am Wochenende war er für zwei Tage mit seiner Frau Ute und seinem Ambulanzwagen in Weisenbach (Landkreis Rastatt).
Seine Praxis schlug er in der Gemeindehalle der St. Wendelin-Pfarrei auf. Seit weit über 50 Jahren ist er der Heiler der kleinen Patienten, die seiner Meinung nach, oft einen hohen ideellen Wert für ihre Besitzer darstellen.
Viele Mütter und Großmütter kamen
Es müssen nicht unbedingt Kinder sein, die mit ihren Puppen den Doktor aufsuchen. Meist sind es Mütter, Großmütter, die ein solch lädiertes Erinnerungsstück auf dem Dachboden, oder in einer Ecke sitzen haben. Sie selbst haben mit den Zelluloid- oder Porzellanpuppen gespielt, haben sie aufgehoben, statt zu entsorgen. Sie kamen mit ihren Sorgenkindern in die Praxis, um sie wieder herrichten zu lassen und ihnen nach der ärztlichen Behandlung einen Ehrenplatz in der guten Stube zu geben.
Zwischen 60 und 100 Jahre alte Puppen
Beim Betreten der Gemeindehalle bot sich den Besuchern zunächst ein makabres Bild. Auf verschiedenen Tischen lagen fein säuberlich nach Größen sortiert, Beine, Arme, Köpfe und die zu behandelnden Patienten.„Mein Ersatzteillager“, sagt er und weist auf das Alter der Puppen hin, die alle zwischen 60 und 100 Jahre auf ihren kleinen Buckeln haben. Den Anblick ließ sich auch Bürgermeister Daniel Retsch nicht entgehen.
Praxis im Weisenbacher Gemeindehaus
Nachdem die beiden „Edeka-Fitterer-Söhne“ Andreas und Sven mit ihrer Idee, den Puppendoktor nach Weisenbach zu holen, an die Gemeinde herangetreten waren, hatten sie in Daniel Retsch einen starken Partner gefunden. Die Gemeinde war schnell bereit, die Organisation in die Hände zu nehmen und das Gemeindehaus zur Verfügung zu stellen.
Der Andrang war groß und wie in einer normalen Praxis, musste auch hier mit Wartezeit gerechnet werden. Und wie kamen die Brüder darauf, den Spezial-Arzt und seine Helferin Ute nach Weisenbach zu holen? Sie blicken auf einen Erfolg im Jahre 2014 zurück, als sie Günter Geier kontaktierten und ihn nach Rülzheim in Rheinland-Pfalz holten. Der Zulauf war groß, über zweihundert Puppen machten die erfahrenen Hände von Geier wieder fit. So dachten sich die Brüder, dies könne auch im Murgtal funktionieren und nahmen erneut Kontakt zu Günter Geier auf.
„Es ist meine Berufung und es ist ein aussterbender Beruf, ich finde keinen Nachfolger.“
Günter Geier, Puppen- und Bärendoktor
Warum der über 80-Jährige, der unter Zeitdruck bis spät in die Nacht hinein arbeitet, dies macht, ist auf seine Leidenschaft zurückzuführen. „Es ist meine Berufung und es ist ein aussterbender Beruf, ich finde keinen Nachfolger“, sagt der ausgebildete Schneider mit Trauer in der Stimme. Er habe nun mal ein Herz für Kinder und deren Puppen. Sein Helfersyndrom brachte ihn auch über einhundert Mal als humanitären Helfer nach Kroatien. Seine Frau ist immer an seiner Seite.
Während der Doktor sich seinen Patienten zuwendet, nimmt seine Frau die nächsten an, registriert die Neuzugänge und legt sie sorgfältig auf den Behandlungstisch. Eine ganze Kollektion hübscher Puppenkleider hält sie auch bereit. Gerne berichtet Ute Geier, dass Horst Seehofer ihre Aktion in Ingolstadt und Franz Müntefering in Peine besucht haben, allerdings ohne Püppchen im Arm.